Sommer 2007 - 2.10.2018
Das Schicksal ist manchmal eine Sau. Und auch diesmal hat es wieder zugeschlagen. Während ich mich noch auf die Ankunft von Dahlia freute, damit auch Oskar seine gelbe Henne hat, kommt mir meine alte weiße Dame Finja abhanden. An einem Tag Glück und Leid so nah beieinander.

Im Sommer 2010 wurden von einer Kölner Vogelfreundin zwei Hennen gerettet. Die Vögel waren Kinderzimmerwellis von drei kleinen Rackern im Alter von 3-6 Jahren. Die Älteste der Kinder hatte die Wellis als Dreijährige geschenkt bekommen. Jetzt waren die Tiere lästig. Ein Glück für die Vögel.
Die beiden Mädels kamen zum vorhandenen Wellipärchen der Vogelfreundin. Das fand die alteingesessene Dame Daisy nicht so toll, weil die blaue Henne sich den Hahn unter die Krallen reißen wollte. So wurde für die zwei süßen Mädels ein neues Zuhause gesucht. Ich sah die Anzeige und fand die weiße Henne so wunderschön. Und so kamen im turbulenten Jahr 2010 die weiße Dame und ihre Freundin zu mir und erhielten die Namen Finja und Nellie. Nellie schnappte sich hier gleich Hahn Bibo, wurde brütig bekam eine Legenot und starb an deren Folgen. Nur vier Monate nach ihrem Einzug. Finja blieb zurück und wurde ebenfalls Bibos Freundin. Mit Bibos Frau Lilo verstand sie sich prima. Keine Zickereien wie sonst zwischen Hennen.
Finja war immer eine ruhige, eher ängstliche Henne. Schredderte wenig, stritt sich nie, wurde auch nie so brütig, dass ich von ihr ein Ei zu erwarten hatte. Sie war die stille weiße Eminenz im Hintergrund. Oft musste ich nach ihr suchen, weil sie so unauffällig im Schwarm war. Immer nur dabei, nie mittendrin. Die Aufreger für die Federlose hat sie anderen Wellis überlassen. Daher kann ich an der Stelle auch nichts besonderes über sie schreiben. Schade... Nein. Denn das heißt, Finja hatte ein tolles Leben und konnte es unabhängig von mir ganz als Schwarmtier führen.

Letztes Jahr merkte ich, dass Finjas Beinchen etwas steifer wurden. Aber sie kletterte noch gut und fliegen ging ja auch noch. Sie hatte ihren Lieblingsplatz am Fenster, an dem sie mit Lilo den Tag verdöste. Nach einigen Attacken von Milano stellte sie aber auch das Fliegen ein. Auf den Röntgenbildern war die Arthrose nicht richtig zu sehen, aber wahrscheinlich. Wenn ich merkte es ging ihr nicht gut, bekam sie Schmerzmittel. Das hatte aber zur Folge, dass Finja unvorsichtig wurde und dachte mit dem Fliegen das geht doch noch. Sie sprang und stürzte wie ein Stein. Ich hab zwar Polster auf dem Boden, aber nicht im ganze Raum.
Gestern Abend knallte sie heftig auf und kroch danach nur noch. Ich setzte sie hoch wobei sie mir sehr kräftig in den Finger biss. Kraft im Schnabel war noch da, nur in den Beinen nicht mehr. Sie hielt sich nicht auf der Stange, stürzte wieder ab. Also Anruf auf dem Nottelefon meiner vDoc. Die war auf dem Weg in einen Kurzurlaub und so entschloss ich mich in eine vogelkundige Tierklinik zu fahren.
Die Röntgenbilder waren schlimmer als die vom letzten Jahr. Die Arthrose in den Beinen war heftig und dann war da auch noch die Umfangsvermehrung im Bereich Legedarm. Kalzium lagerte sich bereits in die Knochen ein. Die Ärztin machte mir nur Hoffnung Finja zu retten, wenn sie operiert würde. Nur mit der Arthrose und zuzusetzen hatte Finja auch nicht mehr viel. Eine OP kam nicht in Frage. Die hätte sie wahrscheinlich nicht überlebt und die auf die Beine wäre sie auch nicht mehr wirklich gekommen. Und ein Leben auf dem Bauch im Krankenkäfig wäre kein Leben für sie gewesen.
Also entschied ich Finja mit 11 Jahren, nach schönen langen 8 Jahren als Monheimer Zwerg, über die Regenbogenbrücke zu schicken. Sie hat lange in meiner Hand gelegen, um nach der Narkosespritze einzuschlafen. Nach der zweiten Spritze ging es ganz schnell.

Lilo hat heute Morgen nach ihrer Medigabe Abschied von Finja genommen. Sie hat ganz irritiert und lange nach der weißen Federhülle auf der Küchenanrichte geschaut. Dann habe ich die alte Dame im Garten begraben. Dort hat sie nun ihre ewige Ruhe.
Machs gut Finja Fein.
